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Nicht nur der Süße fand reißenden Absatz
Die kleine Jessica war ganz stolz darauf, ihre eigenen Äpfel zur Kelter am Kirdorfer Kreuz zu bringen. Zugegeben - den größten Teil der diesjährigen Ernte von den eigenen Apfelbäumen hatte der Vater im Kofferraum seines autos, aber so den einen oder anderen Apfel hatte die Sechsjährige auch aufgeklaubt und in ihre eigene Tüte gestopft.
Schließlich stand ein großes Fest vor der Tür, das sich neben der Kerb zu einem der ganz großen Feste in Kirdorf entwickeln könnte: das Kelterfest. Zumal kein geringerer als der neue Bad Homburger Oberbürgermeister, Michael Korwisi einer der Gründerväter der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) ist. Beim vierten Kelterfest in Folge schien wieder einmal die Sonne. Wer da den guten Draht zum Wettergott hat, bleibt offen, aber der Schoppe schmeckt natürlich bei schönem Wetter besser, als wenn der Regen das Stöffsche verdünnt. Die Ernte war in diesem jahr hervorragend und der 1. IKF-Vorsitzende Harald kämpfer rechnete mit 200 Zentnern Äpfel, die allein vor Ort verarbeitet werden können und damit 6000 bis 7000 Liter Süßen erbringen.
Der Süße allein fand am Wochenende am Kirdorfer Kreuz, wo die Kelter aufgebaut war, reißenden Absatz. OB-Ehefrau Gabi Korwisi kam mit dem Zapfen aus den riesigen Behältern kaum nach und konnte die Unterstützung von Betina Kämpfer gut gebrauchen. Von allen Seiten strömten die Kirdorfer (und Bad Homburger) herbei, um sich ihre Behälter füllen zu lassen oder neue - möglichst größere - zu erwerben. Alle waren sich in einem Punkt einig: So lecker wie beim Kelterfest in Kirdorf schmeckt der Süße nirgendwo. Schließlich sorgten unter anderem Ivan Letica und Franz Schöttner dafür, dass die Äpfel in der Maschine sanft und einfühlsam gepresst wurden und der köstliche Saft direkt unters Volk gebracht werden konnte. Apropos: Zwei Mitglieder der IKF haben es vollbracht, einen neuen Verkaufsstand zu zimmern. Nun ist - sollte der Wettergott mal nicht mitspielen - wenigstens ein trockener Unterstand für den Verkauf gesichert. Und nun der Clou: Die beiden sind aus Ober-Erlenbach ! "Mitglied kann bei uns natürlich jeder werden", kommentiert der 2. Vorsitzende Michael Korwisi. Natürlich rekrutiert sich die Schar der Apfelbaumpfleger größtenteils aus Kirdorf, denn nur im Kirdorfer Feld werden Bäume auch von der IKF gepflegt. Aber es kommen auch andere Mitglieder aus den Stadtteilen hinzu, die ihre Äpfel zu Most oder Wein verarbeitet wissen möchten. Seit dem letzten Jahr ist die Mitgliederzahl um 60 auf 175 gestiegen. "Wir pflanzen Bäume für zehn Euro und sorgen für die Pflege". Michael Korwisi ist voll in seinem Element beim Kelterfest und versucht, die Aktivitäten auszuweiten. Dieses Jahr gab es den ersten Kirdorfer Sekt: den Apfel-Secco. Aber auch die Wildschwein-Bratwurst fand so reißenden Absatz, dass am Sonntag "ausverkauft" gemeldet wurde. Ebenso beim Apfel-secco, der noch eher ausgetrunken war.
Jagdpächter im Kirdorfer Feld ist Karsten Quirin, der für einen gesunden Bestand an Wildschweinen sorgt und in den vergangenen 18 Monaten 90 Schweine geschossen hat. Das Fleisch ist sehr begehrt und geht weg wie "warme Semmeln". Schon im Vorfeld war klar, dass es für das Kelterfest nicht reichen würde, daher wurden die "normalen" Bratwürste mit Wildschweinfleisch angereichert. Wer jetzt Geschmack auf einen frisch gekelterten Süßen bekommen hat, braucht nicht in Tränen auszubrechen: Beim Erntedankmarkt der Aktionsgemeinschaft Bad Homburg am 11. Oktober steht die mobile Kelter der IKF auf dem Schloßplatz und kaufen kann man die frischen Säfte der Interessengemeinschaft am Verkaufsstand auf dem Waisenhausplatz. Derzeit sind Süßer, Apfelsaft, Rauscher, Apfel-Secco und Gelee im Angebot.
Die IKF kümmert sich aber auch um den Tierbestand im Kirdorfer Feld: Schafe, Rinder und Bienen. Die Interessengemeinschaft finanziert sich allein durch die Mitgliedsbeiträge und den Verkauf der erzeugten Produkte. Der Erlös fließt uneingeschränkt in die Pflege des Kirdorfer Feldes. "Keiner von uns verdient auch nur einen Cent", bekräftigt Harald Kämpfer die ehrenamtliche Arbeit der Intreressengemeinschaft.
Bad Homburger Woche vom 1.10.2009