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von Hubert Lebeau
Lothar Gadermann ist der Äppelwoi-König Kirdorf.
Spritzig-herb oder volltönig-harmonisch - die Teilnehmer der Apfelweinverkostung der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld hatten die Qual der Wahl. Am Ende war Lothar Gadermann wieder einmal der Glückliche. Zum dritten Mal in der noch jungen Historie wurde sein "Stöffche" auf den 1. Platz gewählt, womit er zum ungekrönten Kirdorfer Appelwoi-König avancierte.
Den Beifall für ein gelungene Werk hörte Gadermann freilich nur über Handy, denn er musste am Mai-Feiertag krankheitsbedingt das Bett hüten. Freuen konnte er sich trotzdem über die Siegprämie, einen jungen Apfelbaum, wobei er, wie der 2. IKF-Vorsitzende Michael Korwisi anmerkte, langsam aber sicher in Platznöte gerät. "Wenn er noch mehr Bäume gewinnt, muss er ein Grundstück dazupachten !"
Die Apfelweinverkostung hat sich von einer nahezu intimen Veranstaltung im ersten Jahr zum Großereignis entwickelt. Das ist auch kein Wunder, denn die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld zählt, wie der 1. Vorsitzende Harald Kämpfer stolz verkündete, mittlerweile 230 Mitglieder. Viele von ihnen wollten bei der Kür des neuen Apfelweinkönigs dabei sein und so platzte die "Schützenklause" im Sportzentrum Nordwest aus allen Nähten.
Michael Korwisi hatte in seiner Begrüßung zwei nicht ganz ernst gemeinte "revolutionäre" Änderungen gegenüber den drei bisherigen Blindverkostungen angekündigt: 1.: Die Apfelweine sind nicht mehr mit 1, 2, 3 ..., sondern mit A, B, C ... gekennzeichnet. 2.(durchaus bemerkenswerter): Es wurde in diesem Jahr ausschließlich Kirdorfer Apfelwein ausgeschenkt. Alle Äpfel des "Superjahrgangs 2009" stammten aus dem Kirdorfer Feld und alle durchliefen die vereinseigene Kelter. 30.000 Liter "Süßer" liefen aus der Presse heraus, der entweder gleich getrunken oder zu Apfelsaft, Apfelwein, Apfelgelee oder Apfelsecco verarbeitet wurde. Letzteren lassen die Kirdorfer in einem Betrieb im Rheinhessischen produzieren. "Ein Renner" schwärmte Korwisi, "aber leider längst ausgetrunken."
Erstmals seit 2007, als die beiden IKF-Vorsitzenden sich mit ihren "Stöffchen" die beiden letzten Plätze teilten, hatten sich Harald Kämpfer und Michael Korwisi wieder getraut, ihre Produkte der Publikumswertung und einer Politikerjury preiszugeben. Für den Äppelwoi aus dem OB-Keller gab es wenigstens eine kleine Genugtuung; er landete auf dem 5. Platz vor dem ehrenvollen Letzten und Neu-Produzenten Reinhard Biedenkapp (Neubaukeller). Dass Korwisi von der separat wertenden Politiker-Jury auf den 2.Platz gesetzt wurde, warf natürlich Fragen auf, aber der beteuerte, er habe keinerlei Einfluss ausgeübt. Man glaubte es ihm gerne.
Jedenfalls konnten sich der Vorsitzende und sein "Vize" gegenseitig die Urkunden in die Hand drücken, denn Harald Kämpfer war als Zweiter nur knapp dem diesjährigen Sieger unterlegen. Auf dem 3. Platz landete der vom IKF-Kellermeister Fred Biedenkapp betreute Vereins-Apfelwein vor dem Vorjahressieger Jürgen Ludwig, der auch noch einige Tropfen seines Winner-Äpplers des 2008er-Jahrgangs dabei hatte. Kenner Korwisi verdrehte die Augen: "Fast wie Traubenwein. Ein Gedicht!"
So ganz ernst sei die Verkostung nicht gemeint erklärten die beiden Vorsitzenden, aber sie mache doch deutlich, was man in kurzer Zeit alles erreichen kann. Die Interessengemeinschaft Kirdorf hat es sich zur Aufgabe gemacht, in ehrenamtlicher Arbeit die Kulturlandschaft am Ortsrand des Stadtteils als ein vom Menschen geschaffenes Biotop zu erhalten und zu pflegen, um so der Versteppung entgegenzuwirken. Der 1. Vorsitzende Harald Kämpfer zählt auf: "Wir mähen die Streuobstwiesen, schneiden die Apfelbäume, sorgen für den Abtransport des Altholzes, pflanzen neue Bäume und veranstalten die jährlichen Kelterfeste und Verkostungen." Nur einen Tag danach stand zum Beispiel eine Apfelblütenwanderung auf dem Programm. Dank der Mitgliederbeiträge kann sich die IKF mittlerweile einen professionellen Gerätepark leisten, mit dem die Arbeit leichter und zügiger von der Hand geht.
Allein 80 Mitglieder sind im vergangenen Jahr neu eingetreten, darunter viele im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, die gerne und gut mit anpacken können. Zehn Prozent der Mitglieder sind nach Angaben von IKF-Schatzmeister Manfred Falkenmeier noch im Kindesalter, so dass sich die IKF auch keine Nachwuchssorgen machen muss. Was die IKF bisher geleistet hat, kann man bei einem Spaziergang gut nachvollziehen. "Nach den vier Jahren sieht man die Arbeit im Kirdorfer Feld", sagt Falkenmeier.