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Kirdorf(eh).
Nicht nur gotische Kirchen und Barockschlösser gehören zum Kulturerbe der Menschheit, auch alte Obstsorten gehören dazu. Jahrzehntelang schien das nur wenige interessiert zu haben bis auf die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld, die sich in dem 165 Hektar großen Gelände seit dem Jahr 2005 um das Kulturgut Streuobstwiese kümmert. Hunderte Zentner Äpfel konnte die IKF ernten und im Rahmen ihres mittlerweile zehnten Kelterfests am Kirdorfer Brunnen wurde mit Hilfe der historischen Kelter den Äpfeln der Most entlockt, den wiederum hunderte von Besuchern kosten wollten.

Mit der Ernte dieses Jahr waren wir sehr zufrieden“, sagte IKF-Mitglied Michael Korwisi, der jetzt als Alt-Oberbürgermeister mehr Zeit hat, sich für sein Hobby, den Erhalt der Streuobstwiesen, zu engagieren. „Die früh blühenden Apfelbäume haben sehr gut getragen, nur bei den Spätblühern gab es Probleme. Im Frühjahr regnete es viel und wenn es regnet, fliegen die Bienen nicht.“

Der Süße ging beim Kelterfest weg wie nichts, ebenso die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone, die sich beim Kelterfest der größten Beliebtheit erfreute. Kein Wunder, dass der Süße schnell verkauft wurde, denn wenn er nach kurzer Zeit anfängt, spritziger zu werden, dann nennt man ihn „Rauscher“. Gärt der Rauscher weiter, dann landet er als Apfelwein im „Gerippten“, der sich nicht nur in Kirdorf großer Beliebtheit erfreut.
BHW 2015 10 01 Bild2Doch die Pflege und die Bearbeitung vom blühenden Apfelbaum bis hin zum Apfelwein ist ein langer und auch ein mühsamer Weg. Die Apfelbäume in den Streuobstwiesen des Kirdorfer Felds sind häufig überaltert und verwildert und benötigen intensive Pflege und Nachpflanzungen. Pflege und Unterhaltung von Streuobstwiesen erfordern einen erheblichen zeitlichen und auch finanziellen Einsatz. Um so verständlicher ist es, dass sich die IKF auch über „Apfeldiebe“ ärgert, die derzeit wieder untwerwegs sind. „Das Entwenden der Äpfel wäre ja vielleicht nur halb so schlimm, wenn dabei nicht gleich ganze Äste an zum Teil sehr alten Apfelbäumen einfach abgerissen werden“, so Korwisi.
Um auf den Wert der Streuobstwiesen hinzuweisen und aufzuklären, veranstaltet die Stadt Bad Homburg jährlich Apfeltage und die IKF ihr Kelterfest. Dort kann man in gemütlicher Atmosphäre alle Spezialitäten rund um den Apfel in aller Ruhe genießen, ohne Schaden anzurichten. Die Apfelbäume werden es danken und allen Freunden des gesunden Obsts im nächsten Jahr wieder ihre Ernte schenken.

Bad Homburger Woche, 1.Oktober 2015